Götti Gemeinderat
Dass Politik in Arlesheim einfach so dahinplätschert und von vielen nicht wirklich wahrgenommen wird, liegt vor allem an der vom Gemeinderat zelebrierten Konsenspolitik. Jeder Gemeinderat und jede Gemeinderätin fügt am Schluss einer Aussage zu einem x-beliebigen Thema als ceterum censeo an, dass übrigens die Stimmung im Gemeinderat ganz wunderbar sei und man total schön harmoniere. Gut so. Denn das erspart uns viele nervenaufreibende Diskussionen.
Und schlecht so: Denn wenn das noch lange so weiter geht, wissen wir bald nicht mehr, wie eigentlich politische Auseinandersetzungen ausgetragen werden.
Da die politische Diskussion in real-Arlesheim kaum stattfindet, exerziere ich an dieser Stelle eine solche mal durch, und zwar am Beispiel des Begrüssungsgeldes.
Sie wissen nicht, was das ist? Dachte ich mir doch. Also, es handelt sich um einen Batzen von 100 Franken, den die Gemeinde für jedes Neugeborene spendiert. Ein Götti-Batze des Gemeinderates sozusagen, der auf der Gemeindeverwaltung abgeholt werden kann.
Nehmen wir mal an, die FDP würde das Thema lancieren, weil sie ja wieder verstärkt über Themen wahrgenommen werden will. Das würde dann sicher damit beginnen, dass ein nicht genannt sein sollendes Parteimitglied an einer Versammlung beweist, dass es die ganze Jahresrechnung der Gemeinde gelesen hat. Schon geht es also los: Er macht ernsthafte ordnungspolitische Bedenken gegen den Begrüssungsbatzen geltend und sieht die Gemeindefinanzen schon arg in Schieflage und die ersten Steuerzahler am Koffer packen. In der anschliessenden Diskussion setzt sich dann aber ein anderer FDP-Flügel durch, der in diesem Kindergeld eine Standortmarketing-Massnahme sieht, weshalb man es nicht abschiessen sollte. Als Kompromiss beschliesst man, das Kindergeld zu befürworten, gleichzeitig aber auch darauf hinzuweisen, dass die FDP für einen sorgsamen Umgang mit den Gemeindefinanzen plädidert.
Die Frischluft nimmt das Thema auf und profiliert sich damit, dass sie eine massive Erhöhung auf 500 Franken fordert. Denn was gut ist fürs Volk, ist auch gut für die Partei. Der Frischluft ist es aber etwas zu bieder, dass man das Geld auf der Gemeindeverwaltung abholen muss. Stattdessen schlägt sie vor, dass die Gemeinde zweimal im Jahr einen Grillplausch im Wald organisieren soll, kombiniert mit einem lustigen Geld-Versteckis, bei dem man sich seinen Baby-Batzen selber suchen kann. Am Ende der Geschichte - soviel vorweg - wird in Arlesheim die Meinung vorherrschen, das Kindergeld sei eine Erfindung der Frischluft.
Bald meldet sich die nicht existierende SVP, die fordert, dass das Geld nur an Schweizer Kinder ausbezahlt wird. Ausländer würden ohnehin schon genug profitieren. Zudem macht sie sich Sorgen, dass es den Ausländern dann zu wohl werden könnte in Arlesheim. Ausländer sollen weder Klöpfer noch Batzen bekommen. Der „gegen die Fünfer-und-Weggli-Politik“-Slogan löst umgehend den „Salamitaktik“-Slogan ab.
Die SP hingegen sieht hinter dieser Geschichte vor allem eine riesengrosse Ungerechtigkeit und ist ganz betroffen. Denn es kann doch einfach nicht sein, dass die Bonzen gleich viel bekommen wie die Arbeiterfamilien. An einem eintägigen Workshop wird dann ein Konzept ausgearbeitet, das vorsieht, dass das Kindergeld in Relation zur Summe aus Nettolohn II und steuerbarem Vermögen gesetzt wird. Je kleiner diese Summe, desto mehr bekommt man. Umgekehrt gilt das mit einer Einschränkung. Denn die fetten Reichen des Casino-Kapitalismus mit einer asozial hohen Summe über 500'000 bekommen nicht einfach nichts, sondern dürfen auch noch etwas bezahlen. Diese neue Götti-Bazen-Steuer (GBS) soll die Solidarität und das Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb der Arlesheimer Bevölkerung stärken. Zur administrativen Abwicklung wird eine Stelle auf der Gemeindeverwaltung geschaffen, welche die Beträge festlegt. Dazu sollen die effektiven Vermögensverhältnisse berücksichtig werden, weshalb die SP nicht nur auf die vorhandenen Steuerdaten abstützen will, sondern auch eine Aufhebung des Bankkundengeheimnisses zu diesem Zweck fordert.
Haben wir jemanden vergessen? Ach ja, die CVP. Diese muss das Thema zuerst prüfen und kommt dann zum Schluss, dass es gute Argumente für und gegen den Batzen gibt. Im Ergebnis spricht sich die CVP aber aus familienpolitischen Überlegungen für den Batzen aus, nachdem der aufgeschlossene Flügel den Vorschlag auf Beschränkung auf Kinder von verheirateten Eltern bodigen konnte. Die Höhe des Betrags sieht die CVP irgendwo zwischen FDP und Frischluft. Und ausbezahlt wird das Geld weder auf der Gemeindeverwaltung noch im Wald, sondern im Dom bei der Taufe. Logo!
Und schlecht so: Denn wenn das noch lange so weiter geht, wissen wir bald nicht mehr, wie eigentlich politische Auseinandersetzungen ausgetragen werden.
Da die politische Diskussion in real-Arlesheim kaum stattfindet, exerziere ich an dieser Stelle eine solche mal durch, und zwar am Beispiel des Begrüssungsgeldes.
Sie wissen nicht, was das ist? Dachte ich mir doch. Also, es handelt sich um einen Batzen von 100 Franken, den die Gemeinde für jedes Neugeborene spendiert. Ein Götti-Batze des Gemeinderates sozusagen, der auf der Gemeindeverwaltung abgeholt werden kann.
Nehmen wir mal an, die FDP würde das Thema lancieren, weil sie ja wieder verstärkt über Themen wahrgenommen werden will. Das würde dann sicher damit beginnen, dass ein nicht genannt sein sollendes Parteimitglied an einer Versammlung beweist, dass es die ganze Jahresrechnung der Gemeinde gelesen hat. Schon geht es also los: Er macht ernsthafte ordnungspolitische Bedenken gegen den Begrüssungsbatzen geltend und sieht die Gemeindefinanzen schon arg in Schieflage und die ersten Steuerzahler am Koffer packen. In der anschliessenden Diskussion setzt sich dann aber ein anderer FDP-Flügel durch, der in diesem Kindergeld eine Standortmarketing-Massnahme sieht, weshalb man es nicht abschiessen sollte. Als Kompromiss beschliesst man, das Kindergeld zu befürworten, gleichzeitig aber auch darauf hinzuweisen, dass die FDP für einen sorgsamen Umgang mit den Gemeindefinanzen plädidert.
Die Frischluft nimmt das Thema auf und profiliert sich damit, dass sie eine massive Erhöhung auf 500 Franken fordert. Denn was gut ist fürs Volk, ist auch gut für die Partei. Der Frischluft ist es aber etwas zu bieder, dass man das Geld auf der Gemeindeverwaltung abholen muss. Stattdessen schlägt sie vor, dass die Gemeinde zweimal im Jahr einen Grillplausch im Wald organisieren soll, kombiniert mit einem lustigen Geld-Versteckis, bei dem man sich seinen Baby-Batzen selber suchen kann. Am Ende der Geschichte - soviel vorweg - wird in Arlesheim die Meinung vorherrschen, das Kindergeld sei eine Erfindung der Frischluft.
Bald meldet sich die nicht existierende SVP, die fordert, dass das Geld nur an Schweizer Kinder ausbezahlt wird. Ausländer würden ohnehin schon genug profitieren. Zudem macht sie sich Sorgen, dass es den Ausländern dann zu wohl werden könnte in Arlesheim. Ausländer sollen weder Klöpfer noch Batzen bekommen. Der „gegen die Fünfer-und-Weggli-Politik“-Slogan löst umgehend den „Salamitaktik“-Slogan ab.
Die SP hingegen sieht hinter dieser Geschichte vor allem eine riesengrosse Ungerechtigkeit und ist ganz betroffen. Denn es kann doch einfach nicht sein, dass die Bonzen gleich viel bekommen wie die Arbeiterfamilien. An einem eintägigen Workshop wird dann ein Konzept ausgearbeitet, das vorsieht, dass das Kindergeld in Relation zur Summe aus Nettolohn II und steuerbarem Vermögen gesetzt wird. Je kleiner diese Summe, desto mehr bekommt man. Umgekehrt gilt das mit einer Einschränkung. Denn die fetten Reichen des Casino-Kapitalismus mit einer asozial hohen Summe über 500'000 bekommen nicht einfach nichts, sondern dürfen auch noch etwas bezahlen. Diese neue Götti-Bazen-Steuer (GBS) soll die Solidarität und das Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb der Arlesheimer Bevölkerung stärken. Zur administrativen Abwicklung wird eine Stelle auf der Gemeindeverwaltung geschaffen, welche die Beträge festlegt. Dazu sollen die effektiven Vermögensverhältnisse berücksichtig werden, weshalb die SP nicht nur auf die vorhandenen Steuerdaten abstützen will, sondern auch eine Aufhebung des Bankkundengeheimnisses zu diesem Zweck fordert.
Haben wir jemanden vergessen? Ach ja, die CVP. Diese muss das Thema zuerst prüfen und kommt dann zum Schluss, dass es gute Argumente für und gegen den Batzen gibt. Im Ergebnis spricht sich die CVP aber aus familienpolitischen Überlegungen für den Batzen aus, nachdem der aufgeschlossene Flügel den Vorschlag auf Beschränkung auf Kinder von verheirateten Eltern bodigen konnte. Die Höhe des Betrags sieht die CVP irgendwo zwischen FDP und Frischluft. Und ausbezahlt wird das Geld weder auf der Gemeindeverwaltung noch im Wald, sondern im Dom bei der Taufe. Logo!
Stuecki - 22. Jan, 07:30
Genial